Das neue Gerichtsgebäude in Pointe-à-Pitre im französischen Überseedepartement Guadeloupe hat das Justizleben der Insel grundlegend verändert. Bisher waren die Dienste des Obergerichts auf mehrere Standorte verteilt – jetzt sind sie in einem einzigen Justizgebäude mit drei Gerichtssälen vereint. Ein Architekturgewebe sorgt für Sonnenschutz plus Offenheit.

„Abgesehen von den technischen Zwängen, die der akuten Funktion der Dienste zugrunde liegen, stellt jedes Gerichtsgebäude zwangsläufig eine Herausforderung an die Architektur“, sagt der Architekt.

Der Neubau des Architekten Ignacio Prego ist eine zeitgemäße Neuinterpretation der tiefen Symbolik des Rechtsraums. Mitten im Herzen der Stadt soll das Gebäude die Bürger mit der Autorität der Justiz in Einklang bringen.

Das Ergebnis ist ein niedriges, stark verglastes Gebäude, das transparent und offen auf die Bevölkerung zugeht und ihr Vertrauen schenkt. Mit dem traditionell breiten und dicken Mauerwerk symbolisiert der Palais de Justice Stärke und Macht; gleichzeitig drückt sie mit ihrer weiteren fassadengestaltung – im Gegensatz zur aktuellen Justizarchitektur – Offenheit und transparenz aus. Durch die zur Straße hin verglasten Fassadenflächen zeigt der Palais de Justice auch in seiner Funktion Transparenz.

Heftige Regenfälle und konstant heiße Temperaturen prägen das tropische Klima von Pointe-à-Pitre. Passatwinde, hohe Luftfeuchtigkeit und besonders intensive Sonneneinstrahlung stellen eine große Herausforderung für die Gebäudeplanung dar. Wichtige Aspekte bei der Gestaltung des Palais de Justice waren daher die Materialauswahl und die Klimatisierung des Gebäudes.

Haver Architekturgewebe „Largo-Nova 2032 Vario“ mit unterschiedlichen Geweben verkleidet die straßenseitige Glasfassade des Gerichtsgebäudes. Das Drahtgewebe vom Typ "Largo-Nova" besteht aus gewellten Flachdrähten und vertikalen Runddrähten, die bei geringer Transparenz ein flaches und homogenes Erscheinungsbild erzeugen.

Mit einer genau abgestimmten offenen Fläche von 40% bricht und filtert das Edelstahl-Drahtgewebe „Largo-Nova 2032 Vario“ das Sonnenlicht und trägt zu einem kühlen aber hellen Raumklima bei. Neben der passiven Steuerung der Lichtintensität ermöglicht das Edelstahlgewebe eine Reduzierung des Energieverbrauchs.

Damit das Gebäude das gewünschte offene Erscheinungsbild erhält, musste die Stoffverkleidung neben der Sonnenschutzfunktion auch eine gute Sicht gewährleisten.

Um dies zu erreichen, wurde über die gesamte Fassadenbreite eine 1,5 m hohe horizontale Fläche vorgesehen, bei der die Transparenz der Stofffassade deutlich erhöht wurde. Aufgrund der erhöhten Maschenhöhe in diesem Bereich hat die Spezifikation des Largo-Nova Vario eine Freifläche von 70 % statt 40 % Freifläche, was neben einer guten Sicht auch den Menschen im Inneren genügend Privatsphäre bietet das geschäftige Treiben in der umliegenden Straße. Neben ihrer Funktion als Sicht- und Sonnenschutz schützt die Edelstahlgewebefassade auch die verglasten Flächen bei Wirbelstürmen.

Für die Fassadenverkleidung fertigte Haver & Boecker 24 Bahnen Gewebe mit seitlichen Kantenschutzprofilen aus insgesamt 412 m² Edelstahldrahtgewebe.

Eine besondere Herausforderung bei der Herstellung der Gewebebahnen bestand darin, die exakte Position der unterschiedlichen Maschen sowohl auf den einzelnen Gewebeelementen als auch auf der gesamten Fassadenbreite einzuhalten. Die 2,38 m breiten und 6,05 m langen Gewebebahnen wurden über die gesamte Fassadenhöhe mit dem Befestigungssystem aus Spannkanten und Gabelbolzen gespannt und befestigt. Voraussetzung dafür ist eine solide Unterkonstruktion an der oberen und unteren Stirnseite zur Aufnahme der entstehenden Lasten.

Nach einem Briefing von Haver & Boecker übernahm der Kunde die Montage der gesamten Stofffassade.

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