Oldtimer-Ausstellung - ein hölzernes Denkmal für den Meister schöner Blechkarosserien

2021-11-22 02:34:55 By : Mr. Siri Huang

Die neue Oldtimer-Sonderausstellung im Muttenzer Pantheon ist den einzigartigen Kreationen des legendären Schweizer Karosseriebauers Hermann Graber gewidmet. Dabei spielt ein ehemaliger Mitarbeiter eine wesentliche Rolle.

Wer an hochglanzpoliertes Blech gewöhnt ist, wird staunen: Der heimliche Star der neuesten Oldtimer-Ausstellung im Muttenzer Pantheon ist aus Holz; gut gelagertes Eschenholz, um genau zu sein. Es handelt sich um das Holzmodell eines britischen Alvis TF 21. Es dient als Anschauungsobjekt, wie Karosseriebauer früher vorgingen, als sie eigene Karosserien für Serienfahrgestelle großer Hersteller konstruierten.

Der unbestrittene Schweizer Meister in der Herstellung solcher Unikate war ein Berner. Hermann Graber (1904-1970) baute in seiner Werkstatt in Wichtrach über 800 Luxusfahrzeuge um, die weit über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen und gut zahlende Kunden sorgten. Der Zentralschweizer Autokenner und Fotograf Daniel Reinhard nennt ihn „den Louis Vuitton der Blechkleider“. Für Pantheon-Inhaber und Ausstellungsmacher Stephan Musfeld ist Graber der „stilvollste Schweizer Kutscher“. Die Idee, ihm eine eigene Sonderausstellung zu widmen, lag daher nahe.

Ausgangspunkt jeder Kreation war ein Holzmodell im Maßstab 1:1. Grabers Originale wurden nach seinem frühen Tod 1970 verbrannt. Wird man trotzdem im Pantheon gezeigt, ist es in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Es wurde von Werner Haas nachgebaut, der 1967 als Jugendlicher in Grabers Werkstatt eintrat Das jemals vom Band gerollte Alvis TF21 Chassis wurde zur Fertigstellung nach Wichtrach geliefert.

Fünf Jahrzehnte später baute Haas das gleiche Cabrio-Chassis aus Holz nach, an dem er bereits als junger Karosserieklempner gearbeitet hatte. Das Holzmodell entstand hauptsächlich nach Gefühl und nach den Plänen. Denn Gelerntes wird gelernt, sagt Reinhard über den junggebliebenen Meister, bei dem auch heute noch jeder Handgriff sitzt. Auftraggeber für das Alvis TF21 Cabrio war damals ein Industrieller aus der chemischen Industrie, erklärt Stephan Musfeld. Das Originalfahrzeug ist eines von 24 ausgestellten Originalen, die den Kern der 2008 eröffneten „Meisterwerke von Hermann Graber“, der mittlerweile 25. Sonderausstellung im Pantheon, bilden.

Der im väterlichen Betrieb ausgebildete Reisebus- und Kutschenbauer baute im Alter von 22 Jahren seine erste Karosserie für das Fahrgestell eines Fiat 509. Es folgten Karosserien für überwiegend französische und amerikanische Modelle, aber auch für italienische oder deutsche Modelle. einige davon waren preisgekrönt. Die Sonderausstellung umfasst einen Hotchkiss AM 680 von 1937, einen Bugatti T57 von 1937 und einen Dodge D11 von 1939. Aber auch viele großformatige Fotos, Grabers riesiges Zeichenbrett und das schmiedeeiserne Tor, das auf vielen im Hintergrund zu sehen ist der originalen Werksfotos seiner Autos.

Nach der Durststrecke des Zweiten Weltkriegs – der Berner leistete seinen aktiven Dienst als Lkw-Mechaniker – richtete sich Grabers Interesse zunehmend auf britische Marken, von denen ein Bentley Mark VI von 1947 als frühes Ausstellungsbeispiel in Muttenz dient. Dass in den letzten Jahren vor Grabers Tod zahlreiche Alvis-Modelle auf die Hand geküsst wurden, liegt an Grabers Rolle als Schweizer Alvis-Generalagent ab Mitte der 1950er Jahre. Graber musste den Niedergang seiner Branche nicht mehr miterleben.

Nach dem Systemwechsel vom Fahrgestellbau zur selbsttragenden Karosserie ließ die Automobilindustrie einzelnen Blechkünstlern wie Hermann Graber kaum eine Chance, ihren Lebensunterhalt zu sichern.