Neue Möbel-Labels: Diese Vier muss man sich merken

2022-07-15 19:26:09 By : Mr. Aaron Zhai

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Möbel aus Kiefernholz? Wollte keiner mehr sehen, nachdem sie in den späten Siebziger- und Achtzigerjahren gefühlt Standard in Wohn- und Kinderzimmer waren. Die gelbliche Farbe, die kräftige Maserung, die vielen Astlöcher! Für manche ist die Erinnerung an eine Jugend zwischen Nadelholz-Schrank und -Bett bis heute traumatisch.

Zeit für eine Konfrontationstherapie! Zum Beispiel mit den Möbeln und Wohnobjekten des in diesem Jahr gestarteten finnischen Labels Vaarnii. Seine erste Kollektion ist ausschließlich aus Kiefernholz gefertigt, weil sich die beiden Gründer Antti Hirvonen und Miklu Silvanto der lokalen Produktion verschrieben haben. Und Kiefer ist nun mal die häufigste Holzart im waldreichen Finnland.

Also gibt es bei Vaarnii die volle Nadelholz-Dröhnung: Kein farbiger Lack und kein Furnier kaschieren die Astlöcher, und das Material wird ordentlich dick und kantig verarbeitet. Etwa beim schlichten Esstisch „Kolmio“, den die dänische Designerin Cecilie Manz für das Label entworfen hat. Oder beim Sofatisch „Coffee Table“ vom Londoner Duo Soft Baroque, der mit seinen überkreuzten Rundhölzern eine Blockhütte zu parodieren scheint. Desi­gner Max Lamb schält aus massiven Kieferblöcken die weichen Rundungen seines „Lounge Chair“.

Die Vaarnii-Gründer wollten sich in Material und Formensprache bewusst von dem als typisch geltenden finnischen Design absetzen: den kurvigen Sesseln, Hockern und Tischen, die Alvar Aalto einst aus Birkenholz biegen ließ. Sie werden bis heute von Artek produziert und gelten als Ikonen der Moderne. Antti Hirvonen und Miklu Silvanto wendeten sich stattdessen dem traditionellen Möbelbau ihrer Heimat zu. Bescheidene, rustikale Gebrauchsgegenstände, die aus lokalen Materialien gefertigt wurden und sich im Alltag bewähren mussten. In gewisser Weise traditionell ist auch der Werkstoff: Sie beziehen das Holz nicht aus einer der großen Forstplantagen des Landes, die Kiefern im industriellen Maßstab anbauen und ernten. Sie verwenden stattdessen langsamer gewachsene, bis zu hundert Jahre alte Bäume, die einzeln in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern geschlagen werden. Ihr Holz ist dichter und härter und eignet sich daher besonders gut für Möbel.

Die beiden Gründer wünschen sich, dass ihre Produkte mindestens so lange halten mögen, wie die Bäume gewachsen sind. Die nächsten zwei bis drei Kiefernholz-Revival dürften die Vaarnii-Möbel also locker überstehen.

Der Name dieses italienischen Küchenherstellers ist ein Versprechen: Very Sim­ple Kitchen, sehr einfache Küche. Jeder, der schon mal eine Küche für sich geplant hat, weiß: Es ist kompliziert. Es gibt unzählige Modelle in allen denkbaren Abmessungen, Materialien und Ausführungen, und ohne Erfahrung oder professionelle Unterstützung wird so eine Planung leicht zum Verzweiflungsprojekt.

Very Simple Kitchen hat die Einfachheit zum Konzept erklärt und die Möglichkeiten von vornherein begrenzt. Weil das 2018 gegründete Unternehmen aus Bologna einzig frei stehende Module anbietet, müssen die Elemente nicht wie bei einer klassischen Einbauküche aufwendig an die räumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Die Module haben diesen speziellen, sehr soliden Loft- oder Werkstattlook, ihre industrielle Ästhetik mit den stabilen Details mag vielleicht nicht jedem gefallen. Aber die modulare Basis macht die Küchen auch ziemlich flexibel, bei einem Umzug können sie leichter mitgenommen und woanders aufgestellt werden als maßgefertigte Einbauten.

Auf der Internetseite von Very Simple Kitchen gibt es einen Konfigurator, um individuelle Lösungen auszuprobieren. Damit kann man sich schnell einen ersten Eindruck verschaffen, der Preis jeder Variante wird automatisch mitberechnet. Zur Auswahl stehen diverse Schrank- und Regalelemente, außerdem Module mit Spülen, Spülmaschinen und Herden, alle Teile können beliebig miteinander kombiniert werden. Hergestellt werden die Küchen in Italien aus Edelstahl-Blech, es gibt sie blank und unbehandelt oder in verschiedenen Farben pulverbeschichtet. Für Arbeitsplatte und Spritzschutz steht eine Reihe von Werkstoffen zur Auswahl, natürlich Edelstahl, aber auch Holz, Marmor, Terrazzo oder der Schichtstoff Fenix. Neuerdings gibt es die Module zudem in einer Ausführung aus breiten Sperrholz-Elementen, pur oder eingefärbt, die sehr wohnlich wirken.

Das Mittelmeer nehmen wir als sonniges Urlaubsziel wahr – oder als natürliche Barriere zwischen Afrika, dem Nahen Osten und Europa, die zahllose Menschen in der Hoffnung auf ein besseres Leben unter großen Gefahren zu überwinden versuchen. Dass die Länder rund um das Meer auch einen gemeinsamen, teilweise schon seit Jahrtausenden eng verflochtenen Kulturraum bilden, ist den meisten weniger präsent. Das junge französische Label Trame erkundet seit 2020 diese mediterrane Welt und ihre Geschichte, die Wohnkulturen und Handwerkstraditionen.

Für jede Kollektion reist Mitgründer Ismail Tazi mit Designern an einen anderen Ort rund um das Mittelmeer, dort erarbeiten sie zusammen mit lokalen Handwerkern die Produkte und erzählen Geschichten dazu. Die erste Reise führte in Tazis Heimatland Marokko, in die Region um die Stadt Meknes, in der bis heute viele traditionelle Herstellungstechniken gepflegt werden.

Die Designerin Maria Jeglinska-Adamczewska entwickelte abstrakt gemusterte Teppiche und Kissen, die in Marokko aus Wolle handgeknüpft oder -gewebt werden. Auch ihre Kollegin Julie Richoz beschäftigte sich mit Textilien, ihre Teppiche basieren auf dem Spiel mit zwei Farben in verschiedenen Varianten. Ebenfalls Teil der ersten Kollektion: einfaches, farbiges Geschirr und Vasen aus Keramik.

Die zweite Kollektion entstand ganz im Süden von Italien, in Kalabrien. In ihrer Geschichte geprägt von vielfältigen Kulturen, liegt die Region heute abseits der beliebten Tourismuszentren des Landes. Das Trame-Team, die Designerinnen und Designer Giovanni De Francesco, Sophie Dries und Objects of Common Interest arbeiteten mit den Keramikern aus der Stadt Seminara zusammen. Sie sind bekannt für ihre grotesken Masken, die Böses abwehren sollen. Aus dieser Kooperation entstanden verschiedene Keramikobjekte mit lebhaften Glasuren. Sophie Dries entwarf zudem eine Serie von Kissen, die ebenfalls in Kalabrien handgefertigt werden. Die nächste Reise dorthin ist schon geplant, dieses Mal geht es in den für seine Textiltradition bekannten Ort Longobucco. Aus dem Mittelmeerraum gibt es noch viele Geschichten zu erzählen.

Weiße Fliesen im Bad, weiße Wände im Wohnzimmer, dazu weiße Lichtschalter, ein graues Sofa, ein heller Holztisch und schwarze Leuchten? Das ist ja so Nullerjahre. Heute soll Farbe regieren im Zuhause, am besten in jedem Raum eine andere. Doch was auf Instagram oder in Wohnzeitschriften schön atmosphärisch aussieht, ist nicht so einfach nachzumachen. Nicht jeder hat ein Händchen für die richtige Mischung, statt heiterer Harmonie droht dann Dissonanz. Oder aus Angst davor am Ende doch das ewige Weiß.

Tekla Severin, Sander Aarts und Sebastian Storm haben dieses Dilemma zum Geschäftsmodell gemacht mit ihrer neuen Marke Toniton. Wie der Name schon andeutet, geht es bei dem im Oktober gestarteten schwedischen Unternehmen um das Feintuning von Farben. Aber nicht nur von Wandfarben – Toniton bietet ein ganzes Sortiment von Produkten für die Inneneinrichtung an. Es gibt Tische, Leuchten, Bad- und Küchenmöbel, Teppichböden, Kleiderhaken, Möbelknöpfe und sogar Bilderrahmen, und alle sind in bis zu sechs aufeinander abgestimmten Farbpaletten erhältlich.

Das Versprechen: Toniton-Produkte passen grundsätzlich zusammen, egal, welche man kombiniert. Wer also zum Beispiel im Badezimmer Wände, Tür und Fenster in einer Toniton-Farbe streicht, findet im Webshop auch Fliesen, Fugenmasse, Lichtschalter, Spiegelschrank, Pendelleuchte und sogar Armaturen dazu. Im selben Ton oder kon­trastierend, aber auf jeden Fall harmonisch. Interaktive Moodboards auf der Internetseite sollen beim Mix und Match helfen.

Ein Teil der Produkte sind eigene Entwürfe, einen Teil haben externe Designerinnen und Designer beigesteuert, und ein Teil kommt von anderen Unternehmen. Der tschechische Möbelbauer Ton beispielsweise hat zwei seiner ikonischen Bugholzstühle in vier ausgewählten Toniton-Farben aufgelegt. Die Badezimmer-Möbel liefert das schwedische Label Haven, die Herde und Dunstabzüge für die Küche Smeg aus Italien. So können die drei Gründerinnen und Gründer vom Start weg ein erstaunlich breites Sortiment anbieten. Alle Produkte bis auf die Küchenmöbel gibt es direkt im Webshop.

Klingt unkompliziert – aber ob es am Ende ein eher bläuliches Bad mit dunkelroten Akzenten oder eines in Grün, Grau und hellem Gelb werden soll? Diese Entscheidung nimmt Toniton seinen Kundinnen und Kunden dann doch nicht ab.

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