Lieferengpässe: Welche Geschenke zu Weihnachten knapp werden könnten | Rotenburg / Bebra

2021-12-27 03:15:51 By : Mr. Andrew Gu

Wanderschuhe, Töpfe, Fahrräder

Weltweite Lieferengpässe machen sich auch im Einzelhandel im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bemerkbar. Zu Weihnachten wird es wohl an manchen Geschenken fehlen. Welche das sind? Wir haben uns umgehört.

Hersfeld-Rotenburg – Wer sich oder seinen Liebsten ganz bestimmte Weihnachtswünsche erfüllen möchte, steht dieses Jahr mitunter vor leeren Regalen. Die Aussagen der Mitarbeiter im Einzelhandel sind eindeutig: Die weltweiten Lieferprobleme verhindern, dass einige Produkte den Weg in den Landkreis Hersfeld-Rotenburg finden. Teilweise fehlen auch wichtige Teile für die Endfertigung, sodass die gewünschten Artikel gar erst gar nicht produziert werden können.

So ist der Weihnachtswunsch Fahrrad in diesem Jahr nur schwer zu erfüllen, zumindest wenn es ein bestimmtes Rad sein soll. „Unser Lager ist gut bestückt, aber nicht alle Bestellungen sind eingetroffen“, berichtet Jörg Winges vom Giant-Store Bad Hersfeld. Auch Ersatzteile seien kam zu bekommen. „Wir versuchen, alles möglich zu machen, müssen aber manche Kunden vertrösten“, so Winges. „Ich verstehe den Ärger darüber, aber wir haben keine Handhabe.“ Zu Weihnachten würden vor allem Gutscheine und Kinderfahrräder verschenkt. Als Überraschungsgeschenk machten Räder jedoch auch wenig Sinn, denn ohne „Anprobe“ gehe es nicht. Extra frühzeitig geordert hat Angelika Riebold von der gleichnamigen Fahrradhandlung in Bad Hersfeld, sodass ausreichend Ware vorhanden sei. Bei speziellen Wünschen, wenn es etwa eine bestimmte Farbe sein soll, könne es aber durchaus mal länger dauern. Mehr Probleme erwartet sie für Mitte des nächsten Jahres. Und auch für 2023 hat sie schon Räder bestellt.

Wer Wanderschuhe unter den Baum legen möchte, hat ebenfalls schlechte Karten. Einige Modelle seien bereits seit Wochen ausverkauft, sagt Frithjof Schild, Geschäftsführer des Sportgeschäfts Intersport in Rotenburg. „Wir bekommen nicht mehr die Ware, die wir haben wollen und schon gar nicht von bestimmten Marken und in den Mengen, die wir brauchen.“ Stark betroffen von den Lieferengpässen seien unter anderem die Outdoor-Marken Jack Wolfskin und Mammut. Auch Adidas habe herbe Lieferverzögerungen. Schild sei zwar noch recht gut ausgestattet in seinem Geschäft, allerdings gäbe es kaum noch Bestellmöglichkeiten für spezielle Wünsche. Ein Grund ist laut dem Geschäftsführer, dass angesichts regional immer wieder auftretender Pandemiewellen in mehreren Ländern Asiens die Beschränkungen verschärft worden seien. So wurden Standorte geschlossen und konnten daher nicht ausreichend produzieren.

Von verspäteter Warenlieferung kann auch Claudia Dehnhardt, Filialleiterin des Modeunternehmens Passerella in Bebra, ein Lied singen. „Unsere Winterjacken wurden in diesem Jahr zehn Wochen zu spät geliefert.“ Die beste Zeit, um Winterjacken zu verkaufen, wurde dem Geschäft dadurch also geraubt. Auch andere Bekleidungsstücke seien noch immer ziemlich rar. Dazu würden laut Dehnhard Artikel zählen, die ganzjährig auf Lager sein müssen, wie T-Shirts, Jeans oder Blusen. Der Grund für die Knappheit der Produkte sei in der Mode sehr eindeutig: „Im vergangenen Jahr musste die gesamte Winterkollektion vernichtet werden, weil die Ware im Lockdown nicht verkauft werden konnte. Deshalb wurde in diesem Jahr weniger produziert und die Lager wurden nicht aufgefüllt – vor Angst, dass uns ein weiterer Lockdown trifft.“ Keine leeren Regale fürchtet indes Thomas Ose, Geschäftsleiter im Modecentrum Sauer in Bad Hersfeld. Man habe einen gut organisierten Einkauf, zuverlässige Lieferanten und eine große Markenvielfalt, was sich nun auszahle. Darüber hinaus würde ein nicht zu verachtender Teil der Kleidungsstücke in Europa produziert. Nur vereinzelt ließen Artikel länger auf sich warten, so Ose. Herrenhemden, Socken und Unterwäsche seien nach wie vor als Geschenke gefragt, nur die Krawatte sei dieses Jahr „ausgebremst“ worden. Gut angenommen würde auch der Einpackservice, wenngleich die Frequenz im 2G-Weihnachtsgeschäft insgesamt verhaltener sei als üblich.

Auch bei Haushaltsartikeln sei ein Lieferverzug zu spüren, sagt Christian Körner, Besitzer des Haushaltswarengeschäfts KöBi’s Allerlei in Rotenburg: „Ich habe als erstes gemerkt, dass Töpfe und Pfannen knapp werden.“ Speziell Haushaltsprodukte aus Edelstahl oder Gusseisen ließen länger auf sich warten. Dabei seien genau das die Produkte, die sich besonders gut vor Weihnachten verkaufen ließen.

Etwas besser scheint die Situation in der Hoehlschen Buchhandlung in Bebra zu sein. Wie Filialleiterin Maria Grewing berichtet, gibt es aktuell nur ein paar Engpässe bei bestimmten Büchern und stark nachgefragten Exemplaren wie Bestsellern und bei Sonderausgaben. „Wir haben uns gut auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet und haben das Lager voll“, sagt Grewing. Besonders gefragt seien als Weihnachtsgeschenk der neue Taunus-Krimi der Bestsellerautorin Nele Neuhaus und das Heimatbuch von Achim Meyer über den Altkreis Rotenburg.

Aber auch Spielzeug könnte zu Weihnachten knapp werden. „Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagt Sandra Hildebrand von Sandras Spielzeugland in Obersuhl. Bestimmte Produkte, ob von Lego, Schleich oder Zapf, seien aktuell gar nicht mehr lieferbar. Teils würden online schon die doppelten Preise aufgerufen, was der seriöse Fachhandel aber natürlich nicht tun würde. Bei anderen betrage die Lieferzeit fünf statt sonst zwei Tage. Betroffen sind auch bei Spielwaren vor allem Produkte aus Fernost, die in Containern geliefert werden. Corona, fehlende Container und Rohstoffe sowie Preissteigerungen: Da komme einiges zusammen, erfährt auch Hildebrand nun mitten im Weihnachtsgeschäft mit coronabedingt ohnehin schon geringerer Frequenz als üblich. Die meisten Kunden erkundigten sich inzwischen vorab telefonisch, ob das gewünschte Spielzeug vorhanden ist, beobachtet Hildebrand.

Staubsauger und Bügeleisen sind zu Weihnachten eher verpönt – aber offenbar vorhanden. Anders sieht es zum Beispiel bei Telefonen, Waschmaschinen und Fernsehern aus, wie Jan Gregor von Elektro Gregor in Friedewald bestätigt, und zumindest Fernseher würden zu Weihnachten häufiger nachgefragt. Zwar sei es nicht so, dass gar nichts mehr vorhanden sei, aber: „Die Warenbeschaffung ist schwieriger geworden. Wir haben Kunden, die warten müssen.“ Auch „der ein oder andere Akkuschrauber“ wird zum Fest verschenkt, verrät Stefan Sauerwein von Sauerwein & Dilcher in Bad Hersfeld. Doch auch im Bereich handwerklich genutzter Kleinmaschinen gebe es mitunter Lieferengpässe. Hinzu komme der gestiegene Metallpreis, sodass sich Kunden bei einigen Produkten mit höheren Kosten konfrontiert sehen. Noch seien die Lagerbestände aber recht gut. Und: „Andere sind viel schlimmer dran“, sagt Sauerwein mit Blick auf Saisonware wie Bekleidung.

Immerhin gibt es auch einen Lichtblick. Uwe Schöberlein von Optik und Akustik Schöberlein in Rotenburg kann sich bisher nicht über Lieferprobleme beschweren: „Brillen und Sonnenbrillen haben wir genug. Die Auswahl ist groß.“

Von Carolin Eberth Und Nadine Meier-Maaz

2000 in Hamburg geboren, wohnhaft seit elf Jahren im Werra-Meißner-Kreis, Volontärin bei der HNA seit 2020. Ich bin naturverbunden, neugierig und fotografiere leidenschaftlich gerne.