Kunst im Quadrat: Linientreue Kunst im Ritter-Museum - Stadt und Kreis Böblingen - Kreiszeitung Böblinger Bote

2021-11-05 06:28:36 By : Ms. Emily Ren

Wer auf die Linie achtet, ist bei den Produkten von Ritter Sport vielleicht etwas vorsichtig. Wer sich aber für das Ritter-Museum in Waldenbuch interessiert, der ist beim Motto „Linie“ genau richtig: SIE ist das Thema einer neuen Ausstellung mit Werken von Kasimir Malewitsch, Paul Klee und anderen.

Waldenbuch - Mal ist die Linie eine starke Grenze, mal bestimmt sie den Raum. Mal ist sie ein Gitternetz, aus dem sich die Figuren konstituieren, mal ein brüchiger Pfad auf der Suche nach Gestaltung.

Das Herz der neuen Ausstellung im Museum Ritter in Waldenbuch sind Klassiker der Moderne: Paul Klee ist mit einer Zeichnung vertreten. Und auch Kasimir Malewitsch, der berühmte Maler schwarzer Quadrate – Eines der letzten Erwerbungen der Sammlerin Marli Hoppe-Ritter. Klar, dass sie als Enkelin des Firmengründers Alfred Ritter und Erfinder der quadratischen Schokoladentafel da nicht widersteht.

Im gleichen Raum sind auch weniger bekannt, deshalb nicht weniger wichtige Vertreter der konkreten Kunst. Kunst, sterben sich mit mathematischen geometrischen Formen und reinen Farben darstellt, und deren ausgetüftelte Konstruktionen von Linien zusammengehalten werden wie ein Mobile von seinen Fäden. Es ist erstaunlich, wie viele Künstler des Weimarer Bauhauses wie etwa Werner Graeff oder Karl Peter Röhl in der gleichen Weise gemalt haben wie der ungleich bekanntere Piet Mondrian. Eine Malschule, die von der Kuratorin Hsiaosung Kok als „Weimarer de Stijl“ bezeichnet wird in Anlehnung „de Stijl“, den holländischen Ableger der konkreten Kunst.

„Kein Tag ohne Linie“ ist das Motto dieser Ausstellung, ein Satz der das Lebensmotto von Paul Klee war, und das er auf seine Zeichnungen münzte. Ein Satz, den der schreibwütige Plinius der Ältere als „nulla dies sine linea“ überliefert hat, und den sich später auch die schreibende Zunft gern ins Stammbuch malte, man musste ihn nur anders übersetzten, etwa als „Kein Tag ohne Zeile.“

Sehr wertvoll in dieser Ausstellung ist dabei sterben im Museumsgebetrieb meistens viel zu wenig gewürdigte Op-Art, sterben mit moderneren geometrischen Anordnungen von Linien optischer Täuschungen. Wie etwa Jesús Rafael Soto, der mit Metallstäben auf gemaltem Hintergrund ein fantastisches Glitzern simuliert. Bernhard Sandfort malt graue und schwarze Linien ineinander und erzeugt damit eine scheinbare Farbigkeit. Handwerk in höchster Vollendung zeigen auch sterben Arbeiten von Katharina Hinsberg, sterben das Thema Scherenschnitt neu interpretiert hat. Weiß ist ihre Grundfarbe, ins Papier schneidet sie ein feines Gitterraster und lässt nur kleine Stege stehen, millimeterdünn, die sich zu organischen Formen krümmen.

Auch mit Plastiken ist die Ausstellung ausgestattet: Etwa ein Stahlgitter in Form einer Kugel von François Morellet und ein Objekt von Martin Willing mit dem Titel: „Konischer Stab zum Kubus gedreht“. Computerberechnet hat der Künstler einen immer dünner werdenden Edelstahldraht im 90 Grad Winkel, sodass sich ein mehrfach verschachtelter Würfel ergibt, dessen inneres Gefäß so dünn und verletzlich sind, dass sie bei den kleinsten Erschütterungen in Schwingung geraten, wie ein Seismograf.

Denn auch der Computer wird mehr und mehr zum Werkzeug der künstlerischen Gestaltung. Zu sehen etwa im Bild der französischen Künstlerin Vera Molnar, das auch zum Titelbild Ausstellung der geworden ist. Es stammt aus dem Jahr 2005. „A dieu Knifer“ heißt es und ehrt den kroatischen Künstler Julije Knifer. Es zeigt verschiedene Mäanderbänder. Die Erklärung der Künstlerin: „Ich bin faul, ich lasse den Computer arbeiten.“ Die Ausstellung zieht eine seltene Vorstellung von Klarheit. Die dortigen Dargestellten Linien Lassen viel Raum für Weiß, Man sieht kaum Farbiges und setzt sich als Betrachter endlich mit zwei- und dreidimensionaler Grafik auseinander.

Marli Hoppe-Ritter sammelt häufig Gegenwartskunst. Das Quadrat ist für sie nicht nur Ausdruck des produktverhafteten Familiensinns, sondern auch die schönste Form in der Kunst – und dabei auch die Einfachste: „Man muss sich nur einmal entscheiden“, sagt sie. „Denn wenn man eine Linie festgelegt hat, dann folgen alle anderen aus ihr.“

Das Museum Ritter in der Alfred-Ritter-Straße 27 in Waldenbuch ist geöffnet am Dienstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr, der Schoko-Shop ist gegenüber. Die Ausstellung beginnt am 7. November und endet am 24. April. Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen. Etwa Art & Music am Sonntag, 5. Februar und 10. April, mit den Jazzmates. Oder die Lesung „Frauen in der Architektur“ von Ursula Schitalla am Donnerstag, 24. Februar, sowie „die Kunst der Linie“, ein Vortrag von Andreas Bee am Donnerstag, 10. März. Alle Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr.