Garmin Venu 2 Plus im Smartwatch-Test

2022-08-26 22:35:23 By : Ms. Shirley Zhang

Viele Handyhersteller bieten zu ihren Smartphones passende Smartwatches. Doch Garmin zeigt, dass sich ein Unternehmen erfolgreich nur auf Smartwatches konzentrieren kann. Wir haben die Sport-Smartwatch Venu 2 Plus getestet.

Ist man auf der Suche nach einer Smartwatch, die nicht nur als schickes Accessoire dient, sondern das Training und die Gesundheit trackt, stolpert man fast zwangsläufig über den Namen Garmin – gerade unter Sportlerinnen und Sportlern ist das eine bekannte Marke. Wir haben Garmins Sport-Smartwatch Venu 2 Plus für einige Wochen getestet.

Auf den ersten Blick hat Garmin mit der Venu 2 Plus vieles richtig gemacht: Wir bekommen einerseits eine Smartwatch mit vielen Features, von Benachrichtigungen über Sprachfunktion bis hin zur Musikwiedergabe. Andererseits unterstützt sie als Fitnessuhr das individuelle Training, wobei nicht nur verschiedene Messungen vorgenommen, sondern auch personalisierte Workouts angeboten werden. Zudem überzeugen das schicke Design und der starke Akku.

Allerdings hat die Smartwatch mit einigen Software-Problemen zu kämpfen, die unter anderem die Verbindung zum Smartphone stören. Zusätzlich ist die Bedienung kompliziert und setzt eine lange Eingewöhnungszeit voraus. Hier sind noch einige Updates nötig.

Die Venu 2 Plus ist nicht perfekt und mit einem Preis von über 350 Euro (bei Saturn ansehen) relativ teuer, dennoch ein Wearable, mit dem ich mich wohlfühle.

Die Garmin Venu 2 Plus kommt in einem silbergrauen Karton an, bedruckt mit dem Profil der Smartwatch. Im Inneren ist die Uhr auf einem Schaumstoff-Halter angebracht, beklebt mit einer bedruckten Display-Folie, die direkt in den Müll wandern kann. Das in Plastik gehüllte USB-A-Ladekabel ist zusammen mit der Gebrauchsanleitung unten versteckt.

Der Lieferumfang ist recht minimalistisch gehalten, was laut Garmin auch Teil des Nachhaltigkeitsprogramms ist. Zusätzlich werden die Verpackungen laut Hersteller aus mindestens 80 Prozent Recyclingmaterialien hergestellt (Quelle: Garmin). Damit setzt Garmin bereits gute Maßstäbe, auch wenn noch an einigen Stellschrauben gedreht werden muss.

Holt man die Smartwatch aus dem Karton, fällt sofort das schicke Design auf. Wir haben für den Test die Venu 2 Plus mit einem elfenbeinfarbenem Gehäuse und einem weißen Silikonband zugeschickt bekommen. Das Gehäuse besitzt einen cremegoldenen Edelstahl-Rahmen, wobei sich die Farbe auch in dem Verschluss wiederfindet. Das Gehäuse wirkt somit sehr hochwertig, ebenso macht das Silikonband keinen billigen Eindruck, sondern besitzt durch sein aufgerautes Muster eine hübsche Optik und angenehme Haptik.

Unter all den Smartwatches und Fitnesstrackern, die ich bisher getestet habe, gefällt mir die Venu 2 Plus optisch am meisten. Das Design sorgt für einen sportlichen und zugleich eleganten Look, das Gehäuse ist mit einem Durchmesser von 43 Millimeter etwas kleiner als die Venu 2 (45 Millimeter) und dank des Gewichts von 51 Gramm nicht zu wuchtig. Zudem ist die Smartwatch wasserdicht bis 5 ATM. Schweiß, Duschen und Baden wehrt sie locker ab, jedoch sollte Schwimmen (vor allem im Meer) vermieden werden.

Laut Nachhaltigkeitsbericht des Herstellers (PDF-Download) wird darauf geachtet, dass Geräte nach ihrer Nutzung nicht in den Müll wandern. Man kann die Smartwatch zurücksenden, damit sie den Recycling-Prozess durchläuft.

Um die Venu 2 Plus mit dem Smartphone zu verbinden, ist die hauseigene „Connect“-App notwendig. Diese könnt ihr einfach im Play Store oder Apples App Store herunterladen. Um die App nutzen zu können, ist einen Account zu erstellen notwendig. Erst dann kann man die die Uhr mit dem Smartphone verbinden und die Smartwatch einrichten. Obwohl einige Schritte notwendig sind, hat man diese dank der guten Nutzendenführung schnell erledigt.

Zusätzlich kann man mithilfe der Connect-App die Smartwatch mit dem WLAN verbinden. Dadurch hat man unter anderem Zugriff auf Musik-Apps wie Spotify und kann Updates direkt über die Smartwatch installieren.

Mithilfe der Connect-App kann man anschließend Parameter für die Nutzung angeben: Wie viele Schritte möchte ich am Tag laufen? Wie viel Wasser trinken? An welchen Tagen macht man Sport? – Individuelle Ziele sind schnell definiert. Auf der Smartwatch kann man den aktuellen Status einsehen, während alle aufgezeichneten Daten (Herzfrequenz, Stresslevel, Kalorienverbrauch, Schlaf und so weiter) detailliert in der App aufgelistet werden.

Allerdings gibt es bei der Verbindung zwischen Smartphone und Smartwatch immer wieder Probleme: Im Laufe des Tages entkoppelt sich die Venu 2 Plus gelegentlich vom Handy. Das Öffnen der Connect-App schafft Abhilfe. Weiterhin hatte ich während des Tests das Handy gewechselt und konnte die Uhr nicht mehr mit dem neuen Smartphone (trotz entsprechender App) verbinden. Die Lösung: man muss die Venu 2 Plus zurücksetzen. Das ist unkomfortabel.

Auf Nachfrage verspricht der Hersteller regelmäßige Updates des Betriebssystems – auch für ältere Produkte. An der Venu 2 Plus muss auf jeden Fall noch gefeilt werden, schließlich sollte eine ständige Verbindung zum Smartphone der Normalfall sein.

Bei der Bedienung war ich selbst lang im Zwiespalt, ob ich sie smart oder umständlich finde. Mein Fazit: Die Bedienung ist so smart, dass sie umständlich ist.

Garmin hat darauf geachtet, die Uhr optisch nicht zu überladen. Funktional wird man jedoch gerade am Anfang überfordert: 3 Tasten befinden sich auf der rechten Seite, die unterschiedliche Funktionen aktivieren, je nachdem wie lang man sie drückt. Mit der obere Taste landet man im Sportmenü oder den Schnellfunktionen (Einstellungen für Display, Ton etc.). Die mittlere Taste aktiviert einen individuellen Kurzbefehl (beispielsweise die Musiksteuerung) oder den Sprachassistenten auf dem Smartphone. Mit der unteren Taste kommt man auf die vorherige Auswahl oder in die Systemeinstellungen.

Für mich ist die Tastensteuerung zu kompliziert. Selbst nach 2 Wochen habe ich bestimmte Einstellungen gesucht, mich immer wieder bei den Tasten vertan. Die Bedienung ist nicht intuitiv gestaltet. Zusätzlich wurden diverse Einstellungen auf die Connect-App ausgelagert, aber nicht nur das: Um Zugriff auf einzelne Apps (Spotify, Deezer etc.) zu haben oder ein personalisiertes Hintergrundbild einzustellen, benötigt man die App Connect IQ. Mit dieser kann man die Apps auf die Smartwatch bringen. Bei einer Bedienung mit zwei Apps und der Smartwatch fühlt es sich stets wie ein Glücksspiel an, ob man die jeweilige Einstellung auf dem richtigen Device sucht.

Neben der Tasten-Bedienung funktioniert die Venu 2 Plus aber natürlich auch mit Touch. Die Uhr reagiert schnell auf die Eingaben, auch das Zurück-Wischen macht keine Probleme. Ein Feature, das ich mag und dass die Venu 2 Plus mit Smartwatches der Konkurrenz teilt: Legt man die Handfläche auf das aktivierte Display, wird es deaktiviert. Während man aber beispielsweise beim Xiaomi Smart Band 7 immer noch auf derselben Seite bleibt, springt die Venu 2 Plus automatisch auf den Home-Bildschirm zurück.

Das Display (bestehend aus Corning Gorilla Glass 3) funktioniert, wie die normale Venu 2, mit AMOLED-Technik und sorgt mit der Auflösung von 416 × 416 Pixel für ein detailliertes Bild. Auf der Venu 2 Plus kommt das gut zur Geltung. Erreicht man beispielsweise sein Schrittziel, wird auf der Uhr eine Animation gestartet. Doch auch hier gibt es Software-Probleme: Als ich mein Trink-Ziel erreicht hatte, wurde die Animation immer und immer wieder abgespielt. Erst ein Neustart hat geholfen.

Die Venu 2 Plus bietet die Möglichkeit, Musik zu hören. Installiert man Spotify über Connect IQ auf der Smartwatch, kann man entweder mit verbundenem WLAN Musik und Podcasts anhören oder Playlists für die Offline-Nutzung herunterladen. Über die Uhr kann man diese nicht nur steuern, sondern auch anhören – vorausgesetzt, man hat einen Spotify-Premium-Account. Verbindet man zusätzlich noch Bluetooth-Kopfhörer mit der Smartwatch, kann man unterwegs auch ohne Handy Musikhören. Beim Ton sollte man allerdings nicht allzu viel erwarten: Der Klang erfüllt seinen Zweck, macht aber nicht viel Spaß.

Übrigens kann man mit der Smartwatch nicht nur Anrufe am gekoppelten Smartphone annehmen und ablehnen, sondern auch führen. Die Stimme der Person am anderen Ende klingt zwar etwas metallisch, dennoch versteht man einander gut.

Die Venu 2 Plus ist vor allem auf sportliche Menschen ausgerichtet: Möchte man sein Training verbessern, kann man beispielsweise einen Lauf-Plan installieren, um 10-Kilometer-Marke zu knacken. Doch auch einzelne Workouts gibt die Uhr vor, was für Sport-Smartwatches nicht selbstverständlich ist. Die Workouts funktionieren in einem Zusammenspiel von Smartwatch und Smartphone – Videos kann man über die Connect-App anschauen. Möchte man wiederum nur verschiedene Messungen (Puls, Kalorien, Intensität, Zeit) während des Sports tracken, ist auch das möglich.

Beim Gehen und Laufen kann man zudem einstellen, dass die Uhr die Aktivität automatisch erkennt. Nach den von mir eingestellten 5 Minuten hat die Venu 2 Plus tatsächlich das Gehen erkannt und aufgezeichnet – mit den bereits zurückgelegten Distanz.

Es macht wirklich Spaß, mit der Uhr zu trainieren, gerade weil sie so viele individuell anpassbare Funktionen bietet. Mit über 25 Sportarten hat man eine große Auswahl – wenngleich diese nicht perfekt ist. So fehlen mir Aktivitäten wie Tanzen oder Hoola Hoop. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass diese mit einem künftigen Update eingepflegt werden. Zudem gibt es keine EKG-Messung. Eventuell wird diese aber auch mit späteren Updates nachgereicht.

Möchte man die Venu 2 Plus aufladen, benötigt man lediglich das beigelegte USB-A-Ladekabel. Das kann man entweder an den Laptop anschließen oder an das Netzteil vom Smartphone, um die Uhr aufzuladen.

Generell wurde ich bei der Akkulaufzeit positiv überrascht, da das Versprechen des Herstellers sogar übertroffen wurde. So soll die Smartwatch bei normaler Nutzung 9 Tage durchhalten. Bei mir waren es mit der 70-Prozent-Ladung ab Werk 10 Tage. Mit 100 Prozent komme ich also locker anderthalb Wochen aus, je nachdem natürlich, wie intensiv ich die Smartwatch nutze.

Benötigt man das GPS, nagt das natürlich am Akku, genauso wie aktivierte Benachrichtigungen und Musikhören. Geht der Akku langsam zur Neige, ist er jedoch schon in knapp 80 Minuten wieder voll aufgeladen – für eine Smartwatch relativ schnell, andere Modelle brauchen oft 2 Stunden dafür.

Insgesamt gibt es vier Versionen der Garmin Venu 2 Plus. Neben unserer hellen Testversion gibt es ein silbernes, schwarzes und graubraunes Modell, wobei der Straßenpreis bei rund 380 Euro (bei Saturn ansehen) liegt. Ist euch das zu teuer und möchtet ihr erstmal einen Probelauf wagen, könnt ihr die Smartwatch auch bei Grover für maximal 12 Monate á 24,90 Euro testen.