Masserberg – ganz oben im Thüringer Wald – hat sich für einen Fernsehdreh von seiner besten Seite gezeigt: Schnee und jede Menge Action. In zwei Wochen wird ganz Deutschland staunen, wenn es sieht, wie ein Wochenende am Rennsteig so abläuft.
Masserberg - „Ruhe bitte“, „Ton ab“ oder auch „Kamera ab“ – die Schauspieler und technischen Akteure an einem Filmset kennen diese Hinweise eines Regisseurs. Ganz so streng ging es am vergangenen Wochenende in Masserberg bei Dreharbeiten zur MDR-Sendereihe „Unser Dorf hat Wochenende – Masserberg“ nicht zu.
Von Freitag bis Sonntag waren zwei Filmteams mit Heike Opitz und Tino Wiemeier unterwegs, um ein Bild des Ortes im Landkreis Hildburghausen zu zeichnen. Masserberg wurde am Ende des 17. Jahrhunderts gegründet. Damit gehört der Ort zu den jüngsten Siedlungen des Rennsteiggebietes.
Am Samstagmorgen gegen 10 Uhr war es schon schwer, einen Parkplatz im Ort zu finden. Die größte Parkmöglichkeit, gleich am Ortseingang von Masserberg aus Richtung Fehrenbach kommend, war fast bis auf den letzten Platz belegt. Kurz vor 11 Uhr war an gleicher Stelle der Masserberger Tony Müller unterwegs, der am Ortseingang ein Hinweisschild für seine Feldküche aufgestellt hat.
Mit dabei eines der beiden MDR-Teams – mit Tino Wiemeier, einem Kameramann und einem Tonverantwortlichen –, das ihn in der Mittagszeit begleitete. An Winterwochenenden verkauft Müller leckere Suppen aus seiner Feldküche. Am Samstag war es Erbsensuppe, die den hungrigen Wintersportlern angeboten wurde. Aber auch Glühwein war bei den Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt nicht zu verachten.
So hielt der Kameramann beispielsweise fest, wie die Überdachung des Standes aufgebaut wurde oder auch die hygienischen Maßnahmen mit einem transportablen Waschbecken eingehalten wurden. Die Feldküche einschüren und die Suppe vorbereiten und schließlich noch ein Interview – dann war der Dreh im Kasten. Natürlich muss das Material später im Studio noch geschnitten werden, bis es als ein rund eineinhalb Minuten andauernder Filmausschnitt in den Gesamtfilm eingebettet wird. Im Sommer sind es E-Bikes, die verliehen werden und nunmehr geht es auch an den Verleih von Sauna-Fässern.
Tony Müller betreibt seine Gulaschkanone seit dem Jahr 2016. Früher war er auf verschiedenen Märkten unterwegs, was durch Corona „relativiert“ wurde. Zurzeit ist die Feldküche nur auf Bestellung unterwegs. Die Gulaschkanone ist Baujahr 1963, wurde von einer tschechischen Firma gebaut und sorgte bis in die 1970er Jahre in der tschechischen Armee für eine Feldverpflegung. Eine Firma in Sachsen kauft diese Geräte aus den Armeebeständen und baut sie neu auf. Die Feldküche hat eine Edelstahlplatte.
„Jetzt wollen wir mal sehen, dass Corona einen großen Bogen um uns macht und dass das dann wieder ordentlich anläuft.“ Am Masserberger „Wander-Boulevard“ steht der Ur-Masserberger Tony Müller fast jeden Samstag. Natürlich steht und fällt sein Angebot mit dem Wetter. Und es kommen auch Wintersportler oder Winterwanderer, die schon von Weitem grüßen oder auch zurück gegrüßt werden: „Tschau – kommt gut heim“, ist immer wieder zu hören.
Das selbe MDR-Team war am Nachmittag auch bei einem Wochenendtraining von Tänzerinnen und Tänzern in der Regiomed Rehaklinik Masserberg anzutreffen. Hier haben die Mitglieder unter Leitung des Vereinsvorsitzenden Jörg-Peter Sommer vom Tanzsportclub Rennsteigperle Masserberg ihr Domizil. Zusammen mit seiner Frau Annette trainieren sie ihre Paare, wenn nicht gerade andere Trainer zugegen sind. Drei Minuten Sendezeit sind für dieses Teilprojekt eingeplant. Mit dem internationalen Wertungsrichter und Trainer Rolf Pfaff aus Gießen vervollständigte das Paar Jörg und Jaqueline Oberender ihr tänzerisches Können. Das Tanzpaar aus Gehren tritt bei Wettkämpfen für den Masserberger Tanzsportclub an. Eigentlich hätte man im Jahr 2020 nunmehr 25 Jahre Tanzturniere in Masserberg feiern können, aber Corona machte auch den Rennsteigperlen einen Strich durch ihre Planungen. Immer eine Woche nach Ostern werden hier die „Rotkäppchen-Turniere“ mit internationaler Beteiligung abgehalten. Dazu wurde vor einigen Jahren am dritten Advent das Weihnachtsturnier ins Leben gerufen. Insgesamt sind beide Turniere vier Mal dem Lockdown zum Opfer gefallen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – so auch die Hoffnung, in diesem Jahr die beliebten Turniere durchführen zu können. Allerdings gibt die „Kristallkugel“ noch keine eindeutige Aussage, ob das „Rotkäppchen-Turnier“ nunmehr in diesem Jahr stattfinden kann oder nicht. Die Planungen dafür laufen auf jeden Fall, so Jörg-Peter Sommer. Lang hin bis Ostern ist es jedenfalls nicht mehr. Eine Gewissheit würde allen Beteiligten guttun. Es geht auch ums finanzielle Überleben des Vereins. Die Vereinsförderung würde an den Amateurvereinen voll vorbei gehen, so Sommer. „Wenn es nicht die Sponsoren und die Regiomed-Klinik gäbe, wären wir schon Pleite.“
Seit 125 Jahren ist Masserberg als Kurort bekannt. Die Fachklinik für medizinische Rehabilitation ist die einzige Augen-Reha-klinik der Rentenversicherung. Gerade bei der schnellen Genesung nach Augenerkrankungen hat sich die Klinik einen guten Ruf erworben. Die Filmleute waren nicht nur in der Klinik unterwegs, sondern haben auch einen Blick auf die Therapieform „Waldbaden - Shinrin Yoku“ geworfen. Seit 50 Jahren hängt das Herz von Christian Ernst am Wintersport. Als Sportler und als Funktionär hat er unzählige Wettkämpfe bestritten und auch organisiert. So wurde er beim 37. Masserberger Skirennsteiglauf und auch bei der Vorbereitung der Wettkampfloipen begleitet.
Vielfältige weitere Stationen gab es auf dem Weg zur Sendereihe „Unser Dorf hat Wochenende – Masserberg“. Natürlich wurde mit dem Masserberger Bürgermeister Denis Wagner gesprochen, ein Blick in den Skiverleih von Karsten May geworfen oder Bastian Hinz wurde bei einer heilklimatischen Sinneswanderung von Heike Opitz begleitet. Zusammen mit seinen Kindern und für seine Kinder hat Hinz eine Schneeburg vor seinem Haus gebaut, die allerdings durch das Tauwetter vergangener Tage bereits an Größe eingebüßt hat.
Masserberg als Wanderregion und Wintersportort – was wäre dies ohne die Ehrenamtler von der Masserberger Bergwacht? Auch sie sollten einen Platz im halbstündigen Film über Masserberg finden. Das Wetter hätte sich durchaus von einer schöneren Seite zeigen können, so mussten die Kameraleute ohne Sonnenschein, dafür aber mit teilweisem Nebel und grauem Himmel, auskommen. Die Reha-Klinik selbst, Impressionen von Hotels oder auch der Werraquell-Hütte standen auf dem Drehplan. Auch Thüringens Innenminister Georg Maier war am vergangenen Sonnabend bei einem Privataufenthalt in Masserberg zu sehen.
„Unser Dorf hat Wochenende“ zeigt an jedem Sonntagmorgen die emotionalen und unterhaltenden Momente des Landlebens in Mitteldeutschland. Es geht um das Lebensgefühl und den Alltag im Dorf mit all seinen Höhepunkten, dem Miteinander, den Streitereien und Freuden. Es geht um die Zukunftspläne ebenso wie um die Sorgen der im ländlichen Raum lebenden Menschen. Aus fast 200 Dörfern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hat die MDR-Sendereihe schon berichtet, die Zuschauerresonanz des Formats ist trotz des Sendetermins am Sonntagvormittag enorm.
Die halbstündige Sendung über Masserberg wird am Sonntag, 20. Februar, um 9 Uhr im MDR-Fernsehen ausgestrahlt. In der ARD-Mediathek ist sie ab 19. Februar zu sehen. Also dann heißt es, es sich vor dem Fernsehsessel bequem machen und schauen, was so alles im 780 Meter hoch gelegenen Masserberg am Rennsteig los ist. Viele interessante Menschen und Dinge gibt es in Masserberg, die man eigentlich auch selbst erkunden könnte.