Apple Watch: Das kann Tim Cooks Smartwatch

2022-10-07 23:48:29 By : Mr. Bruce Zhao

Mit der Apple Watch startet Apple-Chef Tim Cook seine erste eigene Produktreihe. Der Druck ist groß, die Erwartungen auch: Wird die Smartwatch so visionär wie Steve Jobs' Vorgängergeräte?

Mit der Apple Watch startet die erste neue Produktreihe unter Tim Cooks Ägide.

Sie werde einmal unverzichtbar wie das iPhone sein, hat Tim Cook über die Apple Watch gesagt. Markige Worte. Jetzt werden sich diese Versprechen an der Realität messen lassen müssen. Ein halbes Jahr nach der Vorstellung des Prototyps will der Apple-Chef die Smartwatch am Montagabend offiziell vorstellen, spekulieren Branchenhersteller. Der Verkauf soll dann im April starten. 

Apples aktuelle Bestseller haben eines gemeinsam: Sie stammen allesamt noch aus der Ära von Steve Jobs. Mit iPod, iPhone und iPad revolutionierte Apple die Welt der Geräte, wie wir sie heute nutzen. Unter Tim Cook, seit 2011 an der Spitze des Konzerns, hat Apple noch keine komplett neue Produktreihe auf den Markt gebracht.

Doch kann Cook den Erfolg des iPhone wiederholen? Darüber werden vor allem die Funktionen und Apps der Apple Watch entscheiden. Welche Anwendungen die Smartwatch bietet, was sie nicht kann und wo die Gerüchteküche noch brodelt, zeigen wir im Überblick. 

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In der Grundausstattung ähnelt die Smartwatch einem iPhone: Sie hat dieselben Wetter-, Kalender- und Musik-Apps, die schon von Apples Smartphone bekannt sind. Was die Apple Watch jedoch von iPhone und den Smartwatches der Konkurrenz unterscheidet, sind ihre ausgefeilten Sport- und Gesundheitsfunktionen.

„Die Apple Watch bietet zum Beispiel eine permanente Pulsmessung an – die Uhren der Konkurrenz können das noch nicht“, sagt Florian Schumacher, Smartwatch-Experte und Gründer der Self-Tracking-Gruppe Quantified Self Deutschland. Mit einer Sport-App kann der Nutzer zudem seine Schrittzahl und verbrannte Kalorien verfolgen und sich einen persönlichen Fitness-Plan erstellen lassen.

Samsung ist einer von Apples größten Konkurrenten, nicht nur auf dem Gebiet der Datenuhren. Der südkoreanische Konzern ist laut Smartwatch Group zurzeit führend im Segment mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent. Samsung brachte bereits 1999 eine intelligente Uhr auf den Markt, war damals aber seiner Zeit voraus. Heute verkauft der Konzern die „Galaxy Gear“-Reihe, von der im vergangenen Jahr gleich fünf neue Modelle an den Start gingen. Etwa 1,2 Millionen Exemplare konnte Samsung davon 2014 absetzen.

Motorola-Uhren machten im vergangenen Jahr vor allem durch ihr Design auf sich aufmerksam: Die Ende 2014 erschienene Moto 360 ist eine der ersten Smartwatches, die ein rundes Display hat und auch mit einem Metall-Armband erhältlich ist. Das Gerät läuft mit Android Wear, dem Smartwatch-Betriebssystem von Google. Motorola hatte mit 10 Prozent den zweitgrößten Anteil am Smartwatch-Markt im vergangenen Jahr.

LG setzt sowohl auf Fitness-Armbänder als auch auf Luxus-Modelle: Anfang 2014 kam das Lifeband Touch auf den Markt, das unter anderem die Schrittzahl und verbrannte Kalorien des Trägers anzeigt. Als Antwort auf die Apple Watch soll in diesem Jahr die LG Watch Urbane folgen, die vom Design an herkömmliche Uhren angelehnt ist. Im vergangenen Jahr verkaufte LG 420.000 Smartwatches und hat damit einen Marktanteil von etwa sieben Prozent.

Der Erfolg des Herstellers Pebble ist bemerkenswert: 2012 mithilfe von Crowdfunding finanziert, hat sich der Konzern des Kanadiers Eric Migicovsky mit einem Marktanteil von sieben Prozent auf dem Markt etabliert. Für seine neue Uhr „Pebble Time“ sammelt der Konzern zurzeit wieder Spenden auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein: Bereits am ersten Tag unterstützen 40.000 Menschen Pebble mit acht Millionen Euro und kriegen das neue Gerät nun als erste Kunden zugestellt. Der Vorteil der Pebble-Uhren: Sie sind leicht zu bedienen und haben eine längere Batterie-Laufzeit als die Modelle der Konkurrenz.

Der Schweizer Hersteller Garmin liefert Smartwatches für Freizeitaktivitäten: Seine Zielgruppe sind unter anderem Läufer, Piloten und Golfer, für die Garmin maßgeschneiderte Uhren herstellt. Unter anderem bieten die Smartwatches ein GPS-System, einen Kompass und ein Altimeter. 2014 verkaufte Garmin 400.000 Uhren und hat einen Marktanteil von sieben Prozent.

Eine weitere nette Idee in Sachen Bewegung: Die Uhr soll den Nutzer regelmäßig am Armgelenk antippen können. So wird er daran erinnert, vom Bürostuhl aufzustehen und ein wenig herumzulaufen. Solche „Antipper“ kann der Nutzer übrigens auch seinen Freunden senden, ebenso kleine Zeichnungen.

Neben den Fitness-Apps soll das Bezahlsystem Apple Pay zentraler Bestandteil der Uhr sein, mit dem mobiles Bezahlen per Knopfdruck möglich wird. In den USA ist der Dienst bereits für das iPhone6 angelaufen, ob Apple Pay allerdings auch nach Deutschland kommt, ist nicht sicher.

Der eigentliche Trumpf der Uhr soll ohnehin nicht von Apple selbst kommen, sondern später im App-Store zu finden sein: Anwendungen von Drittanbietern sollen die Uhr erst richtig spannend machen. Dafür arbeitet Apple mit App-Entwicklern weltweit zusammen. Die genaue Zahl der Applikationen und wie sie funktionieren werden, ist aber noch unklar. 

Einen kleinen Vorgeschmack auf die Drittanbieter-Apps zeigt Watchaware. Der Smartwatch-Branchendienst zeigt animierte Demos von rund 40 geplanten Apps und wie sie womöglich funktionieren werden. Mit dabei sind große soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook und Whatsapp, aber auch kleinere App-Dienste wie „Yo!“ und „Feed Wrangler“. 

Was auffällt: Die meisten der Applikationen sind ihrer Smartphone-Version recht ähnlich oder nutzen die Uhr lediglich als Anzeigetafel für Nachrichten – visionär ist das noch nicht. Kreativer ist da die geplante Applikation von Starwood Hotels: Durch sie wird die Smartwatch zum Zimmerschlüssel, mit einem Tippen auf den Bildschirm soll die Tür aufspringen. Ob die Apps aber tatsächlich so funktionieren, wie sie Watchaware darstellt, ist noch nicht klar.

Die Apple-Jünger in Japan können sich freuen: sie konnten am Freitag als erste die neue Smartwatch ausprobieren, hier in einem Apple Store in Tokio. Mitnehmen durften sie die Uhr aber noch nicht, weil der offizielle Verkaufsstart erst am 24. April beginnt.

Die Uhren können bislang nur vorbestellt werden. Im Online-Store von Apple ging es am Freitag hoch her. Dort waren nach wenigen Minuten nur noch einige Modelle zum eigentlichen Verkaufsstart in zwei Wochen verfügbar.

Kunden, die sich am Vormittag einloggten, wurden für sämtliche 38 Apple-Watch-Modelle auf ein Lieferdatum „in 4 bis 6 Wochen“ oder auf den Juni vertröstet.

Ein Blick auf die Varianten der Apple Watch:

Mit gleich drei Modellen seiner Smartwatch geht Apple an den Start: Fitnessvariante, Standardmodell und Luxusausführung (von links nach rechts) kommen offiziell ab dem 24. April in den Verkauf.

Alle Modelle sind in zwei Größen erhältlich: Die kleine Version ist 38 Millimeter hoch, die große ist 4 Millimeter höher. Das Innere der Uhr wird durch kratzfestes Saphirglas geschützt.

So sieht das Standardmodell der Apple Watch aus poliertem Edelstahl aus. Das Gehäuse der Uhr ist mit verschiedenen Leder-, Stahl- und Plastikarmbändern kombinierbar. Hier ist die Variante mit weißem Sportband zu sehen.

Das Design der Armbänder reicht von einfach bis ausgefallen: Hier der sogenannte „Milanese Loop“. Das Armband aus Edelstahlgewebe wird mit einem Magnetclip verschlossen und ist so beliebig verstellbar.

Tim Cook jedenfalls schwärmt von den Anwendungsmöglichkeiten seiner Smartwatch: In einem Interview mit der britischen Zeitung „The Telegraph“ sagte der Apple-Chef, er wolle den Alltag seiner Kunden verändern. So sei zum Beispiel vorstellbar, dass Autos bald mit der Apple Watch statt mit einem Schlüssel aufgeschlossen werden. Die Richtung ist klar: Mit der Uhr will Apple in neue Märkte vorstoßen.

Dafür muss allerdings auch die Hardware stimmen. Ein großes Fragezeichen steht immer noch hinter der Batterielaufzeit: Cook sagt zumindest, er lade seine Uhr täglich auf. Zuletzt machten allerdings Gerüchte die Runde, dass der Akku der Smartwatch bei starker Nutzung nur 2,5 Stunden halte. So oder so: Uhren der Konkurrenz kommen länger ohne Aufladen aus.

Und auch beim Preis liegen die Mitbewerber deutlich drunter: Schon die günstigste von drei Versionen der Uhr soll rund 350 Dollar kosten. Wie teuer die anderen Uhren werden, ist nicht bekannt.

Klar ist jetzt schon: Einige Funktionen, mit denen Apple in der Test-Phase experimentiert hat, wird die Apple Watch nicht bieten. Gerade die Gesundheits- und Sport-Anwendungen sollten eigentlich noch ausgefeilter sein. Angedacht waren zum Beispiel eingebaute Sauerstoff-, Blutdruck- und Stress-Messgeräte. Die wurden nun weggelassen – aufgrund unzuverlässiger Messwerte, wie das „Wallstreet Journal“ berichtet. Die Apple Watch habe sich bei haarigen oder trockenen Armen schwer getan mit genauen Zahlen.

Ohnehin glauben Experten, dass das erste Modell der Apple Watch nur der Anfang ist. „Das wird eine Entwicklung wie beim iPhone“, sagt Florian Schumacher. „Da hat es auch gedauert, bis es immer mehr Apps gab und die Hardware langsam verbessert wurde.“

Dass die Apple Watch auch ein ähnlicher Verkaufsschlager wie Apples Smartphones wird, scheint jedoch jetzt schon ausgeschlossen – sie funktioniert nämlich nur in Verbindung mit einem iPhone 5 oder 6.

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