So wirkt sich die Hitze auf Mensch und Natur rund um Laupheim aus

2022-07-22 19:28:08 By : Ms. Nancy Xu

Kinder toben im Freibad, Ältere suchen Schatten unter Bäumen: Auch in Laupheim und der Region flirrt aktuell die Luft mit Temperaturen über 30 Grad. Die „Schwäbische Zeitung“ hat sich umgehört, wie sich die Wetterlage auf Schule, Freibad, Landwirtschaft und Natur auswirkt. Während viele den Hochsommer genießen, bereitet vor allem der Land- und Forstwirtschaft die derzeitige Hitze Sorgen.

Es ist halb elf morgens, der Brunnen vor dem Laupheimer Palmen-Café plätschert: An den Tischen unter den Sonnenschirmen schlecken Menschen an ihrem Eis oder genießen kühle Getränke. Das Thermometer zeigt bereits mehr als 25 Grad. „Wir sind die hohen Temperaturen gewohnt, aber bei einer solchen Hitze wird das Arbeiten auch für uns anstrengend“, sagt Inhaber Salvatore Mignanelli. Klar, Sonne ist besser fürs Geschäft als Regen, aber bei extremen Temperaturen wird nicht unbedingt mehr Eis verkauft: „Sonnenschein und Temperaturen von 20 bis 25 Grad sind für uns ideal“, meint er.

Mit der Saison ist Mignanelli bisher sehr zufrieden – hier machen sich die vielen Sonnentage bemerkbar. Doch stiegen die Temperaturen weiter, ziehe es die Leute mittags eher ins Parkbad oder an den See, anstatt in die Eisdiele. Am meisten los sei deshalb vor allem in den Morgen- und Abendstunden. Nach einem Tag am Wasser würden viele noch eine leckere Abkühlung suchen: „Die älteren trinken bei dieser Hitze gerne Eiscafé und die jüngeren Milchshakes.“ Wenn es besonders heiß ist, wird laut ihm vor allem Frucht- und Joghurteis verkauft: „Die Leute wollen etwas Erfrischendes.“

Erfrischt haben sich viele Menschen tatsächlich nachmittags im Laupheimer Parkbad. Handtücher pflastern die Wiese neben dem großen Becken. Freudig strahlende Kinder lassen sich durch den Wasserstrudel treiben, der von Parkbad-Betriebsleiter Jan Birkner überwacht wird. „Wir sehen, dass mehr Leute kommen und auch die Verweildauer länger wird, weil es abends nicht so schnell abkühlt“, sagt er. Bereits morgens zur Öffnung würden die ersten Schwimmgäste ins Bad strömen. Inzwischen locken die Temperaturen auch vermehrt ganze Schulklassen und Familien:

Wenn wir dieses Wetter in den Ferien hätten, dann wären wir sicher voll ausgelastet.

Besondere Attraktionen an den heißen Tagen sei außer dem Wasserbecken mit der Rutsche auch der neue Wasserspielplatz für Kinder. Die grüne Parkanlage mit alten Bäumen bietet den Gästen genügend schattige Plätzchen. Ein Platz zum Entspannen ist auch der Natursee. Der hat aktuell rund 24 Grad. Das ist fast so warm, wie das große Schwimmbecken aus Edelstahl, das seit kurzem zwar nur noch auf 22 Grad beheizt wird, allerdings sich tagsüber auf fast 25 Grad erwärmt: „Die Sonne tut da ihr Übriges.“

Auch die Laupheimer Schulen reagieren auf die hohen Temperaturen. So etwa das Laupheimer Carl-Laemmle-Gymnasium. „Morgens sind die Temperaturen ja noch relativ gut zu ertragen, da lüften dann die Hausmeister alles durch, damit die kühle Luft durchziehen kann“, berichtet Ursula Cüppers, stellvertretende Schulleiterin am CLG.

„Wir haben in den oberen Stockwerken mit der Sanierung auch Beschattungen bekommen, auch die Fenster sind besser isoliert. Wenn es am Nachmittag trotzdem zu heiß wird, verlagern wir den Unterricht in kühlere Räume im unteren Stockwerk“, sagt sie. Im Ganztagesbau sei zudem eine Lüftungsanlage eingebaut, die die Luft ständig umwälze und so für kühlere Temperaturen sorge.

Cüppers kann sich nicht erinnern, dass es in der Schule in den vergangenen Jahren zu Hitzefrei gekommen sei. Ohnehin gebe es dafür keine generelle Regelung. Jedoch hätten sich die Laupheimer Schulen miteinander abgestimmt, berichtet Cüppers. Denn es sei wenig sinnvoll, wenn die eine Schule frei gebe und die andere nicht.

„Im Prinzip könnte es schon mal Hitzefrei geben, aber dann haben wir ein Problem mit der Ganztagesbetreuung“, erklärt die stellvertretende Rektorin. Denn diese müsse verlässlich sein, da die Eltern darauf angewiesen seien. „Wir können den Schülern also nachmittags nicht einfach sagen: Ihr dürft heim.“ Daher sei Hitzefrei in der Realität wohl schwer umsetzbar.

Dass die Konzentration der Lehrkräfte sowie Schüler und Schülerinnen durch die Hitze nachlässt, kann Cüppers nicht bestätigen. „Ich könnte nicht generell sagen, dass da am Nachmittag ein kollektives Ermatten einsetzt“, meint Cüppers und schmunzelt. Wichtig sei dennoch, dass die Lehrkräfte darauf achteten, dass ihre Schüler genügend trinken und bei hohen Temperaturen etwa im Sportunterricht keine zu anstrengenden Einheiten im Freien absolvieren.

Kurzzeitig seien die derzeitigen Höchsttemperaturen für die Natur noch nicht dramatisch, sagt Frieder Mauch, Vorsitzender des Nabu Laupheim. „Die Natur hat sich darauf eingestellt, mit Wetterextremen umzugehen, die gab es auch schon immer. Die Arten haben sich über die Zeit darauf angepasst“, sagt er.

Problematisch werde es aber, wenn diese Phasen immer länger würden, wie etwa durch den Einfluss des menschengemachten Klimawandels. Denn die Folge ist, dass Wasserstände in Flüssen und Seen abnehmen und der Grundwasserspiegel sinkt.

„Die Grundwasserstände konnten sich ganz gut auffüllen in den vergangenen beiden Jahren“, sagt Mauch. Doch bereits bei den Pegelmessungen an Gewässern zeigt sich: Das Wasser geht zurück. Eine anhaltende Dürreperiode wird problematisch für flach wurzelnde Pflanzen und Tiere, die sensibel auf Temperaturerhöhungen und Wassermangel reagieren. Besonders in der Landwirtschaft müsse deshalb auf Bewässerung gesetzt werden, weil viele nicht heimische Nutzpflanzen, die der Mensch kultiviert, empfindlich auf anhaltende Trockenheit reagieren.

Wegen der anhaltenden Hitze machen sich Landwirte Sorgen um ihre Ernte. Martina Magg-Riedesser, Landwirtin aus Achstetten und stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbands Biberach-Sigmaringen, sagt: „Der Klimawandel ist angekommen. Die Tiere leiden, die Pflanzen leiden.“ So komme es aufgrund der Trockenheit zur Notreife des Getreides, die Körner blieben klein, die Qualität und Menge der Ernte nehmen ab. „Wir sind in der Vegetation viel zu früh an“, berichtet Magg-Riedesser.

Wir haben Mitte Juli schon Getreideernte, normal wäre das Ende August.

Daher ist sie überzeugt: „Es wird insgesamt keine gute Ernte geben.“ Einzig positiv sei, dass die Nächte relativ kalt seien und sich die Natur so etwas erholen könne. Aber auch in der Schweinehaltung leiden die Tiere unter der Hitze. „Wenn die Lüftung die Mittagshitze mit 35 Grad in den Stall bringt, ist keine Kühlung mehr da“, verdeutlicht die Landwirtin.

Sollten derartige Hitzeperioden anhalten, müsse die Landwirtschaft künftig wohl auf resistentere Pflanzen setzen, glaubt Magg-Riedesser. Aktuell sei zu wenig Grundfeuchte im Boden, auch durch das warme Frühjahr. Problematisch seien die langen Trockenphasen ohne Niederschlag. „Mit Regen wäre es nicht so dramatisch“, sagt sie. Doch etwas an der Trockenheit ändern, können die Landwirte nicht. „Wir können das nicht bewässern, sondern müssen mit der Lage klarkommen.“ Darum hofft Magg-Riedesser, etwa damit sich der Mais bis zur Ernte noch entwickeln kann, darauf, „dass ein schöner Landregen kommt. Aber kein Gewitter mit Hagel, der zerstört nur alles.“

Auch wenn die Temperaturen im Wald aufgrund der Beschattung und der Verdunstungskälte immer noch einigermaßen angenehm sind, herrscht im Landkreis Biberach aktuell flächendeckend eine hohe Waldbrandgefahr der Stufe vier auf der fünfstufigen Skala.

Die Situation könne sich jedoch weiter verschärfen, wenn Trockenheit und hohe Temperaturen länger anhalten, sagt Norbert Schick vom Forstrevier Laupheim. Vor allem die Fichtenbestände seien aktuell im Stress. Denn zu den geringen Niederschlägen im Frühling und einem generell niedrigen Grundwasserspiegel komme in diesem Jahr auch die Blüte der Fichte, erklärt Schick.

Im Wald gelten für Besucher aktuell schärfere Verhaltensegeln. Dazu gehört ein generelles Rauchverbot bis Ende Oktober. „Prinzipiell ist offenes Feuer nur mit einem Abstand von 100 Metern zum Wald gestattet“, erklärt der Revierförster. Schick rät davon ab, in der aktuellen Situation an den offiziellen Grillstellen im Wald zu grillen. „Da ist aktuell wirklich Vorsicht geboten“, so Schick. Generell beobachtet er, dass weniger Besucher im Wald unterwegs sind. Und wenn, dann vor allem in den frühen Morgenstunden oder am Abend.