Keine Schwellenübergänge im Bestand: Türen begehbar machen

2021-11-22 02:45:19 By : Ms. Lilian Lv

Wie schwellenfreie Übergänge beim Bauen in Bestandsgebäude stolperfrei und schlagregengeschützt geplant und umgesetzt werden können

Dieser Artikel wurde unter dem Titel „Zero Barriers“ im Deutschen Architektenblatt 10.2020 veröffentlicht.

Sichere und ungehinderte Wege sind die Grundlage für eine unfallfreie Fortbewegung von Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Dies gilt insbesondere für das unmittelbare Wohnumfeld. Der Grad der Erreichbarkeit hängt hier stark von den Bedürfnissen der einzelnen Bewohner ab, aber die fehlenden Schwellen sind vor allem das drängendste Problem. Mit zunehmendem Alter entscheidet sie oft, wie der Alltag selbstständig gemeistert werden kann. Schwellenlose Übergänge können so zur Voraussetzung werden, um weiterhin selbstständig in den eigenen vier Wänden leben zu können.

Bei der Gestaltung von schwellenlosen Übergängen stehen Planer jedoch immer wieder vor einer Herausforderung, insbesondere beim Einbau in bestehende Strukturen. Zum einen erklärt die Norm DIN 18040 für barrierefreies Bauen Türschwellen nicht zulässig, zum anderen wird bei technisch notwendiger Notwendigkeit eine Schwellenhöhe von bis zu zwei Zentimetern toleriert. Aber nur ein Übergang ohne Sprung- oder Stolpergefahr ist wirklich barrierefrei und stellt eine sogenannte Nullschwelle dar.

Die Dichtungsnormen sind ein weiterer Knackpunkt in der Planung. So sind beispielsweise nach den Regeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks für Abdichtungen (Flachdachrichtlinie) generell bestimmte Höhen für das Anheben der Abdichtung von Sockelbereichen zu aufgehenden Bauteilen festgelegt. Barrierefreie, schwellenfreie Übergänge können diese nicht einhalten. Die Flachdachrichtlinie beschreibt jedoch Ausgleichsmaßnahmen, die eine bodenebene Türschwelle ohne unteren Türanschlag ermöglichen, damit kein Wasser in das Gebäude eindringen kann.

Die Anforderungen an schwellenfreie Übergänge und zu treffende bauliche Maßnahmen sind vom verantwortlichen Planer mit dem Bauherrn und dem ausführenden Unternehmen zu besprechen und die Umsetzung gemeinsam festzulegen. Die gefundenen Lösungen stellen immer Sonderlösungen dar.

Bestandsgebäude weisen in der Regel einen Höhenunterschied von mindestens einer Stufe zum Nachbargrundstück auf. In Verbindung mit der Maßnahme kann das Gelände entsprechend angehoben werden. In den letzten Jahren haben verschiedene Hersteller auch Kombinationen aus Nullschwellenprofilen und Absenkdichtungen entwickelt, die einen barrierefreien Übergang ermöglichen. Nach vorliegenden Prüfzeugnissen sind die Systeme zudem ausreichend schlagregendicht. Daher wird manchmal damit geworben, dass auf eine Entwässerungsrinne verzichtet werden könnte. Dennoch wird empfohlen, das Eindringen von Wasser zu vermeiden, insbesondere wenn keine Überdachung vorhanden ist. Schwachstellen aller Systeme, ob mit Wechsel- oder Magnetdichtungen, sind meist die Eckpunkte. Das Problem kann gelöst werden, indem der Bereich um die Dichtungen entwässert wird oder eine spezielle Konstruktion der Absenkdichtung verwendet wird, die das Eindringen von Wasser von der Seite verhindert.

Die folgenden konstruktiven Angaben sind insbesondere für bestehende Situationen im Wohnungsbau gedacht und werden daher für die Außentüren im Zusammenhang mit der Verbesserung des baulichen Wärmeschutzes der Gebäudehülle dargestellt. Die Lösungen sind immer ein Kompromiss zwischen den Rahmenbedingungen der Barrierefreiheit und denen der Bauphysik. Die Anforderungen, die sich im Zusammenhang mit Wärmebrücken stellen, sind dabei sehr hoch und müssen ggf. genauer untersucht werden. Die Details sind hilfreich und sollen zum eigenen Nachdenken über die Umsetzung von barrierefreien, schwellenlosen Übergängen anregen. Sie ergänzen sich und können auch miteinander kombiniert werden.

Bei Gebäuden mit einer Außendämmung, zum Beispiel einem Wärmedämm-Verbundsystem, werden Außentüren und Fenster idealerweise in der Dämmebene platziert, um Wärmebrücken zu vermeiden. Die Haustür sollte nach Möglichkeit auch in der Dämmebene, zumindest in Höhe der Perimeterdämmung, platziert werden und die Laibungsdämmung bis zum Türrahmen verlaufen. Die überstehende Einstiegsplattform kann abgebrochen werden (1).

Besonders wichtig ist die Wasserdichtheit, insbesondere wenn ein großer zusammenhängender Frontbereich rollstuhlgerecht ist und an den Eingangsbereich anschließt. Für einen schwellenfreien Übergang muss der untere Türanschlag entfallen. Die Wind- und Schlagregendichtheit wird durch eine spezielle Konstruktion gewährleistet: eine in die Türkante integrierte Absenkdichtung in Kombination mit einer thermisch getrennten Schwelle. Die Absenkdichtung sollte so elastisch sein, dass sie auch bei geringer Verschmutzung der Schwelle wasserdicht ist. Durch eine spezielle Verriegelung wird sowohl nach unten als auch in den beiden Türfalzen links und rechts (2) abgedichtet.

Neben der schlagregensicheren Ausführung der Türschwelle wird unmittelbar davor eine Entwässerungsrinne eingebaut. Nach Abschnitt 4.2.1 DIN 18040-2 darf die angrenzende befestigte Fläche nur ein geringes Gefälle von maximal 2,5 Prozent aufweisen. Bei starkem Wind kann Regen entgegen der Fließrichtung bis zur Haustür getrieben werden, wo das Wasser von der Ablaufrinne (3) aufgenommen wird.

Die Entwässerungsrinne muss der zu erwartenden Beanspruchung entsprechend dimensioniert und dauerhaft funktionsfähig sein. Dies wird neben Austrittsöffnungen im Kanalkörper insbesondere durch eine direkte Verbindung des Kanals mit einem Graben oder einem Kanal gewährleistet. Beim Bau ist darauf zu achten, dass keine Fremdkörper in diesen Abfluss gelangen. Ein feinmaschiges Edelstahlgewebe unter dem Rinnenrost verhindert das Eindringen von grobem Schmutz wie Laub in die Rinne. Im Winter kann ein am Boden der Rinne angebrachtes Heizband zusätzliche Sicherheit für eine ordnungsgemäße Entwässerung bieten. Um die dauerhafte Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, muss der Nutzer über eine bedarfsgerechte Überarbeitung informiert werden (4).

Befindet sich eine Haustür tiefer in der Leibung oder soll diese bei einer energetischen Sanierung in ihrer Position gehalten werden, kommt anstelle einer handelsüblichen Entwässerungsrinne eine handwerkliche Lösung in Betracht. Eine dicht verschweißte Wanne aus Edelstahl kann exakt die Baumaße der äußeren Türlaibung aufnehmen. In diese wird ein Fertigrost mit einer Rutschfestigkeit von mindestens R 10, besser R 11, eingelegt. Die Wanne wird direkt entleert. Öffnungen im Wannenaufsatz sorgen für eine Notentwässerung. Die Bauwerksabdichtung unter der Auffangwanne besteht aus Flüssigkunststoff mit eingelegter Vliesschicht. Mit Hilfe von vorgefertigten Vlies-Innen- und Außenecken wird diese auf die erforderliche Dichthöhe geführt und mit der Bodenabdichtung verklebt.

Im Eingangsbereich haben sich Gummilattenroste mit guten Reinigungseigenschaften bewährt. Die Maschenweite darf 30 mal zehn Millimeter nicht überschreiten. Aufgrund der bestehenden Struktur entsteht hier eine Wärmebrücke. Dies wird durch einen unbeheizten Vorraum bzw. eine Isolierung der Kellerdecke und des unmittelbar darunter liegenden oberen Bereichs der Kelleraußenwand ausgeglichen. Dabei kann die Absenkdichtung gegen ein Rechteckrohr mit einem in die Wanne der Reinigungsmatte eingelegten aufkaschierten Neoprenstreifen drücken. Die gesamte Tiefe und Breite der Einstiegsplattform sollte in Anlehnung an DIN 18040 Verkehrs- und Bewegungsflächen mindestens 150 mal 150 Zentimeter betragen. Ein entsprechend weit auskragendes Vordach ist eine weitere Ausgleichsmöglichkeit für schwellenfreie Übergänge im Sinne der Flachdachrichtlinie. Es wird als ergänzende Maßnahme empfohlen. Als Richtwert für die Wetterseite mit einem Regeneinfallswinkel von 45 Grad sollte die Überdachungstiefe der Höhe über dem Boden entsprechen.

Die Zeichnung zeigt ein speziell konstruiertes, entleerbares Aluminium-Schwellenprofil mit magnetischer Doppeldichtung als Türschwelle. Im Schwellenbereich kann Regenwasser über eine Sammelkammer ins Freie auf eine Entwässerungsebene abgeleitet werden. Die Funktionsfähigkeit dieses Systems muss gewährleistet sein. Verschmutzungen im Bereich der Magnetdichtleisten können die Wind- und Schlagregendichtheit einschränken. Sie sollten daher regelmäßig entfernt werden. Anschlussprofile zum Bodenbelag müssen ausreichend rutschfest sein (1).

Das Schwellenprofil wird mit einem Dichtsystem aus Flüssigkunststoff mit eingelegtem Vlies in die Dichtebene integriert. Auch diese wird in der Laibung mit Hilfe von vorgefertigten Vlies-Innen- und Außenecken erhöht. Bei dieser Dichtungstechnik kann auf eine Andruckleiste, wie sie bei flächigen Dichtungssystemen erforderlich ist, verzichtet werden (2).

Als zusätzliche Maßnahme zum Schutz der Gebäudeöffnung vor eindringendem Regenwasser ist eine Entwässerungsrinne zwischen Türschwelle und angrenzendem Bodenbelag entsprechend der zu erwartenden Beanspruchung zu dimensionieren (3). Höhenverstellbare Füße für die Entwässerungsrinne sowie höhenverstellbare Podeste für die Pflasterung ermöglichen eine präzise stolperfreie Anpassung der Bewegungsfläche an die örtlichen Gegebenheiten. Der Belag kann mit einem Gefälle von bis zu 2,5 Prozent verlegt werden. Auf diese Weise entsteht eine durchgehende, wenn auch schräge Fläche ohne Stolpersteine. Ein ausreichend großer Hohlraum unter der Rinne und dem Pflaster ermöglicht eine ungehinderte Entwässerung. Diese lose verlegten Platten können zu Kontrollzwecken einfach abgehoben werden (4).

Wird in Verbindung mit einem flachen Aluminium-Schwellenprofil eine Absenkdichtung im Türblatt eingebaut, empfiehlt sich der Einbau einer Entwässerungsrinne zur Erhöhung des Schlagregenschutzes, insbesondere wenn kein Vordach vorhanden ist. Dies gilt auch, wenn laut Herstellererklärung des Schwellen- und Absenkabdichtungssystems darauf verzichtet werden könnte.

Die Entwässerung der Rinne muss über einen direkten Anschluss an die Gebäudeentwässerung gewährleistet sein. Um die einwandfreie Funktion der Entwässerungsrinne zu gewährleisten, sollte der Benutzer durch eine Inspektion nach Regen, Laub, Schnee usw Schmutzgitter aus Stahl, das direkt unter dem Gitter platziert wird. Das Verstopfen der Dachrinne durch Eis und Schnee kann im Winter mit einem Heizband verhindert werden.

Nicht zuletzt stellt eine auskragende Balkonplatte, die nicht thermisch getrennt ist, eine Wärmebrücke dar. Dieser bauphysikalische Mangel kann durch Wärmedämmstreifen an der Deckenunterseite minimiert werden.

Dipl.-Ing. Univ. März. IIT Thomas B. Strunz ist BDA Architekt und Partner der strunz Architekten Partnerschaft mbb in München

Die Bayerische Architektenkammer hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales bereits drei Richtlinien zur DIN 18040 entwickelt. Die Publikationen befassen sich mit öffentlich zugänglichen Gebäuden, barrierefreien Wohnungen sowie öffentlichen Verkehrsmitteln und Freiflächen. Neu hinzugekommen ist die Broschüre „Barrierefreie Übergänge im Wohnungsbau (Bestand)“, die den Aspekt der Schwellenlosigkeit vertieft. Neben den beiden in diesem Fachartikel gezeigten Lösungen umfasst die praktische Hilfe auch Details zum Wohnungseingang aus einem Treppenhaus und einer Passage oder Zugang zu einem Sanitärraum. Grundsätzlich sind alle Lösungen auch auf den Neubau übertragbar. Alle Publikationen können hier kostenlos heruntergeladen und auch in gedruckter Form bestellt werden.

Es ist lobenswert und wichtig, dass Thomas B. Strunz das Thema der schwellenlosen Übergänge aufgreift. Das ist leider das Ende des Lobes. Die einschlägige Norm für barrierefreies Bauen DIN 18040 aus den Jahren 2010 und 2011 ist eindeutig. Der schwellenfreie Durchgang ist bei vielen Bauvorhaben gesetzlich vorgeschrieben. Die einschlägigen Paragraphen aus Landesbauordnungen, dem Behindertengleichstellungsgesetz und dem Grundgesetz sind mehrfach abgedruckt worden. "Untere Türanschläge und Schwellen sind nicht zulässig." Bauwirtschaft, Architekten und Ingenieure können seit Jahrzehnten Lösungen für diese Anforderung im Bauwesen erfolgreich umsetzen und haben dies tausendfach bewiesen. Das Aachener Institut für Bauschadensforschung und Angewandte Bauphysik hat 2012 seinen Forschungsbericht „Schadensfreie Türschwellen“ veröffentlicht mit dem Ergebnis, dass diese Ausführung nicht zu Schäden führt. Wie dies zu tun ist, beschreiben die Flachdachregeln sowie die aktuelle Norm für ebenerdige Terrassen (DIN 18533), die Normen unserer Nachbarländer und alle deutschen Normen bis 2017. Bei niedrigen Schwellen sind dort zusätzliche Maßnahmen erforderlich, wie sie in den Dachbauregeln seit vielen Jahren zur Unterschreitung der Regeldachneigung festgelegt sind. Dabei gilt: Je flacher, desto mehr Zusatzmaßnahmen. Und dann steht 2017 der Vorsitzende des Normenausschusses für die Abdichtung von Terrassen, Balkonen und Laubengängen (DIN 18531) vor tausend Experten am Mikrofon in Aachen und erklärt die schwellenlose Terrassentür zur „Sonderkonstruktion“ die der Standard ins Nirvana geschickt hat. Er sagte wirklich "ins Nirvana geschickt". Und der DAB-Autor macht das Unwort „Sonderbau“ für eine gesetzlich vorgeschriebene Ausführung zum Schwerpunkt der Veröffentlichung im Deutschen Architektenblatt. Gegen den Norm-Entwurf DIN 18531 ff. legte ich damals Widerspruch ein. Das Institut DIN hat mir am 17. Juli 2017 zur Verteidigung der knapp 800 Seiten Abdichtungsnormen mit folgendem Text (Auszug) geantwortet: „Der Wortlaut der Norm soll die am Bau Beteiligten für eine besondere Sorgfalt bei der Planung und Hinrichtung." müssen im Interesse der Kollegen falsche Standardsetzungen anprangern und nicht danach verlangen.

Sebastian Sage, Architekt und Öbuv Sachverständiger für Gebäudeschäden, Stuttgart

Vielen Dank, Kollege Sage, und Ihrem Kommentar, der in jeder Hinsicht richtig ist, stimme ich absolut zu! „Das falsche Setzen von Standards anprangern und nicht danach fragen“ sollte das erklärte Ziel unserer Berufspolitik sein, denn barrierefreies Bauen muss Standard und kein Sonderfall sein.

Leider greifen viel zu viele Kollegen auf „einschlägige Gerichtsurteile“ zurück, um die etwas aufwändigere Gestaltungs- und Ausführungsplanung zu umgehen. Die Bundesregierung geht hier mit gutem Beispiel voran, indem sie Barrierefreiheit zu einem zentralen Nachhaltigkeitskriterium in Wettbewerbsverfahren macht (siehe auch System für Nachhaltigkeitsanforderungen bei Planungswettbewerben - SNAP). Damit werden in einer frühen Planungsphase die Voraussetzungen für den für Bundesbauten angestrebten BNB-Silberstandard geschaffen.

Deshalb möchte ich meinerseits, dass alle Fachmedien das Thema in seiner komplexen Bandbreite immer wieder mit klaren Details und Anwendungsbeispielen beackern.

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